In der ersten Republik (seit 1948) geht es in erster Linie darum, den Brückenkopf auf dem asiatischen Festland durch den Aufbau einer starken Militärmacht und durch den Ausbau zäher Bürokratie politisch gegen Nordkorea angesichts des schweren Kriegsschocks standfest zu machen. Die Erwartungen der immer besser ausgebildeten und anspruchvoller gewordenen Menschen, an den Wachstumsrekorden nicht nur statistisch, sondern leibhaftig teilzuhaben, stiegen rapid an. Der Staatspräsident weigerte sich jedoch, die vielen ominösen Zeichen an der Wand zu lesen. Das mit hervorragenden Wirtschaftexperten ausstaffierte “Institut für Entwicklung” warnte, die Bevölkerung würde eine Fortsetzung der rigorosen Wachstumspolitik nicht länger widerstandlos hinnehmen. Da rieß diesem immer noch so respektvollen und autoritätsbewußten Volk der Geduldfaden. Untersucht man das Scheitern des parlamentarischen Regierungssystems in der 2. Republik Koreas ist nicht zu übersehen, daß es nicht nur durch den Militärputsch gescheitert war, sondern auch eigene Gefahr in sich barg. Um eine Unregierbarkeit zu vermeiden, versuchte die Regierung die Regierungskrise durch den häufigen Ministeraustausch zu überwinden, was aber keineswegs zu ihrer Beständigkeit beitrug. Dies geschah viermal innerhalb sechs Monaten seit der Bildung der neuen parlamentarischen Regierung. Aber es sei mißlich, daß schon man nach dieser kurzen - ca. 8 Monate - Erfahrung das parlamentarische Regierungssystem in Korea für nicht möglich hält. Eine solche Sicht, bei der einseitig nur auf die Faktoren abgehoben wird, die Fehlentwicklungen der zweiten Republik Koreas mitbedingten, ist zu eng und einseitig.